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GENOSSENSCHAFTEN sind wichtiger Teil eines Modernen KOOPERATIONS-Wesens. Sie bilden die Struktur für einfaches, schnelles und effektives Zusammenwirken für MENSCHEN in unterschiedlichsten Situationen. Eine passende Struktur zu haben, ist eine gute Ausgangsposition. Wer in "GRUPPEN-VORTEILEN" denkt, hat ein wesentliches Prinzip von Kooperation (Coop) verstanden. Hinweis: Unsere CoopGo-Dialoge (per Mail, Telefon- o. Video) sind kostenfrei, sofern uns die Möglichkeit eingeräumt wird, diese Informationen zur Förderung des Kooperativen Wandels einzusetzen („Hilfen zur Selbsthilfe“). Ausschließlich, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, können die Fragen (stilistisch) geringfügig an-gepasst werden. Danke für euere Hilfe zur Gestaltung einer Kooperations-Gesellschaft. Koordination / Redaktion: Gerd K. Schaumann

25.03.2018

Bürgergenossenschaften – WIR machen selbst unseren Ort attraktiv (Teil 1)



Frage:

Wir überlegen eine Bürgergenossenschaft in unserer Gemeinde zu gründen. Welche Aufgaben könnte eine solche Genossenschaft übernehmen? Und wie könnte sie auch die „Geldgeschäfte“ besonders für ältere Menschen erledigen, denn unsere Volksbank-Filiale wurde bereits geschlossen?  

Eine gute Idee, Selbstorganisation ist die beste Antwort gegenüber denen, die Eigeninteressen  v o r  Gesamtinteressen sehen.

Um es vorwegzunehmen:

Aus Sicht der „Struktur“ und der Konkurrenz (hier z.B. einer Volksbank) mag es sinnvoll erscheinen, irgendwelche einzelwirtschaftliche Interessen als alleiniges Merkmal zu sehen, denen man folgt, um die „Struktur“ erfolgreich zu machen.
Aus Sicht von Kooperation und Miteinander – also dem Gegenteil von Konkurrenz – ist eine solche Perspektive geradezu fatal. Es kann und darf – sofern man das wirklich will – dann keinen Widerspruch zwischen Einzelinteresse und Gesamtinteresse (Folgenbeurteilung) geben.

Weil das so sein kann – oder im Falles des Schließens einer Filiale mit der Folge, die gesamte Geldversorgung der Menschen in einer Gemeinde vor Probleme zu stellen, was eigentlich „kooperationswidrig“ ist, sollte man nicht, „Kooperation“ weniger an Rechtsform festzumachen. Die Rechtsform einer Genossenschaft ist sicherlich die für einen kooperativen Wandel – derzeit – am besten geeignetste Form, aber auch hier gebietet es sich – wir täglich aufs Neue erfahren -  genauer hinzusehen.

Die einfache Frage, um nicht „ent-täuscht“ zu werden könnte lauten:

„Ist das auch wirklich drin, was dran steht?“

 Im Klartext heißt das:

„Heißt eine Struktur lediglich „Genossenschaft“ oder verhält diese Struktur sich auch „genossenschaftlich“?

Herr Raiffeisen würde wohl genau solche Fragen heute stellen!

Leider hat man sich bisher bei der Gestaltung des „Unternehmens-Zwecks“ einer Genossenschaft  bisher darauf beschränkt, viele – strukturbezogene – Aussagen in Satzung und Eigen-Medien zu treffen, hat allerdings selten etwas dazu ausgesagt, welches Selbstverständnis man in Bezug auf das wirtschaftliche Umfeld hat, z.B. die Menschen auf die sich dieses Handeln auswirkt.

Und weil das fehlt, scheinen es z.B. Genossenschaftsbanken einfach zu haben, ihre Verschmelzungs- und Rationalisierungsentscheidungen „einäugig“ begründen zu können.

Aber sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und „biegen“ selbst das „Kernstück“ des (bisherigen) Genossenschaftsgedankens oder Genossenschaftsrechts, den „Förderzweck“ für ihre Mitglieder noch so, als würde der sich aus den „Strukturinteressen“ ergeben, die Verbände und „Consultants“ quasi vorgeben.

Das Motiv der „Gründerväter“, wie Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch war eigentlich ein völlig anderes. Dort war aller Ausgangpunkt zur Gründung von „Darlehnskassen“, die Not der Menschen vor Ort „genossenschaftlich“ – als selbstorganisiert – zu lösen.
Raiffeisen war sich also seiner örtlichen Verpflichtung gut bewusst.

Seine heutige Antwort würde dann vermutlich auch sein, eher „Raiffeisen-Bürgergenossenschaften“ zu gründen, wie „Raiffeisen-Banken“.

Völlig unklar bleibt, weshalb eine solche Idee nicht den – selbsternannten – Nachfolgern von Raiffeisen kommt, denn es kann ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass ihre Entscheidungen für „groß und größer“ dazu führen müssen, dass man sich quasi – bewusst oder unbewusst – gegen das „Dorf“ und gegen die Menschen vor Ort entscheiden tut.

Es kann einem „Genossenschafts-Konzern“, zu dem die Raiffeisen-Struktur inzwischen „mutiert“ ist,  einfach nicht verborgen geblieben sein, welche Folgen ein einseitig strukturbezogenes Denken und Handeln auslöst. 

Schon allein folgende Situation sollte nachdenklich machen, wie problematisch ein solches „Engpass-Denken“ letztlich ist:

Unter den Begriffen „Demografischer Wandel“ und „Stärkung des ländlichen Raumes“ werden in Milliardenhöhe staatliche Fördermittel für Forschung und Förderung ausgegeben. Ein politisch gut nachvollziehbares, sinnvolles Handeln.

Zugleich verursachen jedoch Genossenschaftsbanken und – leider auch Sparkassen – genau das Gegenteil:  Sie schwächen mit ihrer Geschäftspolitik den ländlichen Raum, machen ihn also gleichzeitig unattraktiver.

So etwas kann nur geschehen, wenn man sich selbst von den ursprünglichen Gedanken seiner Gründer weit entfernt hat.

Ein solches Handeln ist weder mit den Ursprüngen von Raiffeisen vereinbar, noch passt dies zu dem gesamtpolitischen Willen des Landes!

Und wenn – zusätzlich – so merkwürdige Situationen bekannt werden,  dass quasi mittels „enteignungsgleiche Handlungen“ sogar – indirekt -  Vermögen des Ortes abgezogen wird,  dann ist irgendetwas völlig quer geraten. So etwas hat mit regionaler Kooperation nun wirklich nichts mehr zu tun (Gemeint ist – wie bereits in anderen Beiträgen ausgeführt, dass die zu verschmelzenden Banken das Vermögen der Mitglieder auf die neue „Großbank“ übertragen)
So etwas kann man durchaus als „Vermögenstransfer von klein auf groß“ bezeichnen. Da die betroffenen Mitglieder zugleich Bürger eine Dorfes oder einer Gemeinde sind, bedeutet das auch zugleich einen Vermögensverlust „vor Ort“.

Ohne die „Konzentration“ bliebe entweder:

A. Die „Bank vor Ort“ oder
B. Könnten die Mitglieder der (kleinen) Bank jederzeit darüber befinden, dies
    Vermögen in der Gemeinde zu investieren. 

Wer Genossenschaften so versteht, hat kaum Interesse daran, dass Genossenschaften zu einem wichtigen „Leitsystem“ für einen kooperativen Wandel werden …

So wird nicht nur nach innen „Frust in Genossenschaft“ erzeugt, sondern auch die Außenwirkung zu Lasten des Genossenschaftsgedankens ist problematisch. Wenn „Strukturinteressen“ vor Mitglieder- oder Menscheninteressen gestellt werden, dann ist auch das eingetreten, was niemals den Interessen von „Raiffeisen“ entspricht.

Jetzt bedarf es einiger „Aufräumarbeiten“, soll weiterhin der Genossenschaftsgedanke das Vertrauen der Menschen behalten, vielleicht sogar mittels Genossenschaften die „Miteinander-Kultur“ weiter Aufschwung behalten:

Angemessene Schritte in diese Richtung könnten z.B. sein: 

A.   Entsprechende Debatten und Diskussionen in Parlamenten zu beginnen (Bund/Länder/Kommunen),  um eindeutig die Standpunkte aller Parteien zu erfahren.
B.   Wenn es sich nicht vermeiden lässt, auch Gerichte mit dieser Thematik zu befassen, um zu klären, ob im Rahmen von Verschmelzungen wirklich alle Mitglieder über alle Folgen informiert wurden, sie letztlich wissend- und willentlich ihr Vermögen – souverän – an die „aufnehmende“  (größere) Bank übertragen wollten.  Sollte festgestellt werden, dass solche Informationen nicht erfolgten, wäre über Nachteilsausgleich und Verschuldenshaftung von Organen nachzudenken. Auch hierfür wäre die Politik aufgerufen, z.B. eine entsprechende „Untersuchungs-kommission“ einzurichten.
C.   Die Menschen müssen beginnen, zu erkennen, dass sie es letztlich selbst es in der Hand haben, entweder zu warten, was mit ihnen geschieht oder das was geschehen soll und muss, selbst zu organisieren, z.B. eine Bürgergenossenschaft im Ort zu gründen..

Wohl gemerkt, um keine Missverständnisse entstehen zu lassen, hier geht es nicht um Kritik, sondern um Lösungen, sowohl aus Sicht des originären genossenschaftlichen Anliegens, wie auch im Interesse der Menschen und der Glaubwürdigkeit, dass ein kooperativer Wandel keine „Worthülse“ bleibt, sondern ein qualitativ höherwertigeres Leben für Menschen entsteht, weil „Miteinander“ natürlich, effektiv und lebenskonform ist.

Wir haben diesen Vorlauf genutzt, um anzudeuten, dass Bürgergenossenschaften vermutlich mehr Aufgaben haben könnten, als bisher angenommen.

Wir haben auch zeigen wollen, dass Genossenschaften jetzt gefordert sind, vor allem den Menschen in  Lande zu zeigen, dass diese Rechtsform sehr wohl den Anspruch erheben kann, als wichtige Grundlage für eine „Miteinander-Gesellschaft“ zu gelten.

Genossenschaften sind jedoch jetzt besonders gefordert, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.

Wir nennen dies auch, auf den wahren Wurzeln von „Raiffeisen“ aufzubauen.

Damit sind die Voraussetzungen gegeben,  um im Teil 2 das Konzept „Bürgergenossenschaften“ - ihre Potenziale, Erwartungen und Chancen - besser erkennen zu können.

Bürgergenossenschaften sind – so unsere Beurteilung – unverzichtbare Strukturen, insbesondere um das latente Gefälle von Stadt und Land nicht nur zu „bremsen“. Bürgergenossenschaften können sogar die Kraft haben, diesen Trend umzukehren.

Dies kann jedoch nur dann erreicht werden, wenn ein Gleichklang zwischen Politik, Verbänden, Vereinen, Unternehmen (besonders Genossenschaften)  und den Menschen in den betreffenden Regionen und Gemeinden erkennbar wird.
Bürgergenossenschaften sind auch dafür wichtige Ideengeber, Initiatoren und Koordinatoren!
               
(Gern können Sie „CoopTransform“ Ihre Fragen zusenden. Wir werden unsere Antworten – möglichst zeitnah - entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen. CoopTransform unterstützt die kooperative Bewegung CoopGowww.CoopGo.de  )