Dass
Migration und Entwicklung stets zwei Seiten der gleichen Münze sind, hat die UN
längst erkannt. Die Diskussion, ob sich Migration und Entwicklung bedingen,
wird seit Jahren geführt. Bereits in den 70er Jahren wurde über die Folgen von
Migration in den Herkunftsländern diskutiert. Das damalige Resümee: Abwandern
tun meist die Menschen, die in den Herkunftsländern dringend gebraucht werden.
Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch auch, dass der Geldtransfer der Migranten in ihre Herkunftsländer auf über 440
Milliarden US-Dollar geschätzt wird, was dem Dreifachen der offiziellen Entwicklungshilfe
entspricht. Und zugleich prognostizieren Wissenschaftler, wie Prof. Sinn, dass
die Kosten pro Flüchtling in
Deutschland, sich tendenziell auf 450.000
(EU) bewegen könnten.
Angesichts
solcher „Widersprüche“, die man eigentlich kaum der Bevölkerung in Deutschland
wirklich vermitteln kann, ist die Frage erlaubt, ob mehr „Staatshilfe“ oder
eher mehr „Selbsthilfe“ der geeignetere Weg zu einer sinnvollen Lösung sein
könnte?
Der
Fachausschuss „CoopGo – One World Coop“ des Deutsch-Europäischen
Genossenschaftsverbandes (DEGP) hatte Migranten,
Genossenschaftler, Politiker, Wissenschaftler, Künstler und Journalisten
zusammengeführt, um nach (ganzheitlich kooperativen)
„Selbstverantwortungslösungen“ zu suchen. Daraus entstand das Konzept „Migrationsgenossenschaften“.
Zu Beginn
der Konferenz erinnerte der DEGP – Vorstand, Gerd K. Schaumann daran, dass
bereits das CoopGo-Konzept „Integrationsgenossenschaften“ durchaus erfolgreich
– Diskussion und Perspektive auf mehr
„Hilfe zur Selbsthilfe“ seitens der Migranten gelenkt hat.
„Migrationsgenossenschaften“
sollen nicht das Konzept „Integrationsgenossenschaften“ überflüssig
machen. Ansatz und Adressaten für Migrationsgenossenschaften sind erheblich anders.
Wir haben in Deutschland über 17
Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind fast 22% der gesamten
Bevölkerung. Dies ist ein enormes „WirKraft-Potenzial“, das sich quer durch die
Gesellschaft zieht. Allein die 58 Abgeordneten im Bundestag (mit
Migrationshintergrund) zeigen, welche Kräfte zu bündeln wären, um praxisnahe
Selbsthilfe-Aktivitäten zu entwickeln. Migrationsgenossenschaften sollen genau
das ermöglichen.
Die
Kernpunkte des Konzeptes Migrationsgenossenschaften - kurz zusammengefasst lauten:
1. Das Thema „Migrationsgenossenschaften“
wendet sich besonders an alle Menschen
mit Migrationshintergrund in Deutschland. Ihre Migrationshintergründe mögen wahrscheinlich
andere sein, wie die der Migranten, die ab 2015 in Deutschland eintrafen. Dennoch haben sie nachhaltig eigene Erfahrungen gesammelt, wie
es ist, fremd in einem anderen Land zu sein.
Sie kennen Migration aus eigenem Erleben. Es ist für Migranten wichtig,
das zu wessen, denn es schafft mehr Perspektive.
2. Inzwischen sind Migranten in
Deutschland – besonders die seit langem in Deutschland wohnen - in viele
wichtige Funktionen und Positionen emporgestiegen. In der Zeitschrift „The Huffington Post“ wird das so
zusammengefasst: Sie machen Politik, schießen Tore, stürmen die Charts und
holen Nobelpreise. Flüchtlinge und Migranten haben Deutschland schon immer
geprägt. Sie haben geholfen unser Land zu dem zu machen, was es heute ist: Ein
innovatives, weltoffenes, HighTech-Land, das in Wirtschaft, Kultur, Sport und
Wissenschaft global Maßstäbe setzt“.
3. Deshalb sind die „etablierten“
Migranten besonders auf- und herausgefordert. Sie können sich – je nach ihren
Fähigkeiten - jetzt aktiv für Migration engagieren. Ihre Erfahrungen sind
wichtig und Ihre „Ausstrahlung“ und ihr „Einfluss soll helfen, solche Projekte
zu initiieren und zeitnah zu realisieren. Wenn die ersten
„Migrationsgenossenschaften“ ins Leben gerufen sind, ergeben sich die
individuellen Besonderheiten von selbst. Es muss der erste Schritt zeitnah
gegangen werden …
4. Migrationsgenossenschaften sollen
helfen, einen dringend notwendigen Einstieg
zu einen Perspektivenwechsel in
der Migrationspolitik vorzubereiten. Bisher stand die soziale Integration der
Migranten im Vordergrund. Das hatte auch
Folgen: Nachvollziehbar, dass dies verstärkt Zweifel in der Bevölkerung
aufkommen ließ, weil man nicht erkannte, dass zugleich auch Lösungen entwickelt wurden, die an den Ursachen ansetzen: Den problematischen ökonomischen
Entwicklung der Herkunftsländer.
5. Migrationsgenossenschaften haben
stets in Deutschland ihre „Start-Basis“.
Sie sind jedoch von Anfang an darauf ausgerichtet, Migranten so zu
qualifizieren, dass sie in der Lage sind, in
ihren Herkunftsländern ökonomische Impulse auszulösen. Eine der
Umsetzungsformen ist z.B. die Gründung
von „Töchtern“ oder „Niederlassungen der Migrationsgenossenschaften in den
Herkunftsländern
6.
Migrationsgenossenschaften
wenden sich zunächst an „Neu-Migranten“, die bereits in ihren Herkunftsländern
selbständig waren oder die sich jetzt in Deutschland unternehmerisch betätigen wollen. Einseitig
Migranten in „abhängige Beschäftigungsfelder“ zu verpflichten, ist auf Dauer
nicht unproblematisch. Also nutzt man – freiwillig – optional einen Weg in die kooperative Eigenständigkeit.
„Prominente“
Migranten, sollen das Konzept beflügeln. Politiker wie z.B. Volker Kauder (CDU
Fraktions- Vorsitzender), Horst Köhler (Bundespräsident a,D., Fußballprofis wie
Neven Subotic, Mehmet Öszil oder Mahmoud Dahoud, Schlagerstare, wie Helene Fischer, usw., sie alle könnten große
Wirkung erzielen. Man muss sie jedoch nicht nur ansprechen, sondern sie auch
für einen sinnvollen Weg begeistern.
Fast 19
Millionen Menschen haben in Deutschland einen Migrationshintergrund – eine
gewaltige „Schubkraft“ für ein „Konzept Migrationsgenossenschaften“ ...
Der
vorläufige Arbeitstitel diese Migranten-Selbstverantwortungs-Konzeptes
lautet – zielorientiert - „CoopGo - Coop
der Migranten“. Damit sind etwa 22% der Gesamtbevölkerung anzusprechen, die
nunmehr aufgerufen sind, Verantwortung zu übernehmen, um – in Verbindung mit
den Herkunftsländern - eine partnerschaftliche
Entwicklungshilfe zu initiieren.
Nur wenn es
gelingt, eine „Give Together –Situation“
bei Migranten zu erzeugen, wird es auch gelingen, die Bevölkerung in
Deutschland zu mehr Akzeptanz in Sachen
Integration zu bewegen – so die Feststellung des DEGP Ausschusses. Integrations- bzw. Migrationspolitik wird dann verbunden
mit dem Aspekt „Gesamtverantwortung“. Den
22% Migranten in Deutschland kann und darf es nicht einerlei sein, wie sich ihre
Herkunftsländer entwickeln. Und allen Parteien, Organisationen und Menschen, sollte
es nicht einerlei sein, dass die Migration ihren Herkunftsländern wertvolle
Ressourcen entziehen, weil meist diejenigen flüchten, die in ihren Ländern
dringend benötigt werden, um die Migrationsursachen längerfristig zu beheben.
Migrationsgenossenschaften
oder kurz „Migranten Coops“ genannt also
sind stets darauf ausgerichtet, perspektivisch in den Herkunftsländern
wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundlagen zu schaffen, die zur
„Re-Vitalisierung“ dieser Länder führen.
Das Konzept
Migrationsgenossenschaften könnte – beispielhaft – mit einer Bundesstiftung
starten.
Das gesamte
Konzept des DEGP ist auf 7 Stufe ausgelegt, um auch Gemeinden und Städte direkt
einbeziehen zu können.
Solchermaßen
„Selbsthilfe-Konzepte“ können nicht
hoch genug eingeschätzt werden, weil sie
genau die Signale auslösen, auf die viele Menschen in unserem Land warten: Migranten übernehmen Verantwortung für ihr
Herkunftsland.
Es lohnt
sich wirklich, jetzt das zu praktizieren, was die UN als „Grenzenlose Verantwortung“ bezeichnete, was Willy Brandt hat schon
vor Jahren mit dem den Begriff „Interdependenz“ (wechselseitige Abhängigkeit) angemahnt:
„Gesamtverantwortung“. Unter kooperativen
Gesichtspunkten – man das heute als „One World Coop“ bezeichnen können. Das
Prinzip ist einfach und gilt für alle Menschen, gleich in welcher Funktion und
Situation sie sich befinden. Es lautet schlichtweg: „Give Together“ – sei dir deiner weltweiten Verantwortung bewusst.
Wer als
Land diese Regel ignoriert, zahlt viel Geld für Integrationsmaßnahmen, von deren
Funktionieren die Menschen in Deutschland erst noch überzeugt werden müssen. Wer
diese Regel jedoch berücksichtigt und zusätzlich möglichst viele „Alt-Migranten“
anspricht, kann Deutschland zu einem „Musterland
für migrative Selbstverantwortung und Selbstorganisation“
entwickeln.
Im Jahre
2018 „feiern“ wir „200 Jahre Friedrich Wilhelm Raiffeisen“. Grund genug, um im
Geburtsland seine Ideen zur Selbsthilfe,
Selbstorganisation und Selbstverantwortung für neuzeitliche Problemlösungen
auszuprobieren.