Frage:
Könnten
Bürgergenossenschaften unsere Gemeinde attraktiver machen?
Bevor wir auf die einzelnen
Situationen (siehe Teil 1 „BürgerGenos“) näher eingehen, möchten wir noch
einige Informationen und Hinweise dazu gegen, wofür Bürgergenossenschaften nützlich sein können und wie Bürgergenossenschaften initiiert
werden können.
Zunächst möchten wir
Bürgergenossenschaften kurz „verorten“. Sie sollten – im doppelten Sinne -
durchaus als wichtiger Teil eines größeren (politischen) Umbau- bzw.
Umbruch-Prozesses begriffen werden:
Der
Wandel von einer Gesellschaft der Konkurrenz und des „Gegeneinanders“, hin zu
einer Gesellschaft der Kooperation und des „Miteinanders“ mittels
Selbstorganisation und Selbstverantwortung, lässt sich auf der unmittelbaren
„Lebensebene“ (Wohnort) der Menschen am besten nachvollziehen und zeitnah
realisieren.
Wer unmittelbar erlebt, was es heißt
zu kooperieren, sammelt wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse, um diese
Prinzipien auch auf der Ebene von Ländern und auf Bundesebene als wertvoll zu
erkennen und kann/wird dann eher für entsprechenden Einfluss auf die
politischen Parteien und Gruppen sorgen …
Wir nennen dies Konzept: „Kommunale Selbstorganisation“.
Es gibt bereits vielfältige Formen, nicht zu warten, bis endlich zufriedenstellende
Lebensbedingungen im Wohnumfeld seitens der Politik geschaffen werden, sondern
die „Lücke“ zwischen „politisch möglich und menschlich erforderlich“
(gemeinschaftlich) selbst zu gestalten.
Auf dieser Ebene ist „Selbstorganisation“ bereits eine Art „Best Practice“,
sozusagen „intelligente Normalität“ geworden.
…
In Form von Vereinen und/oder Genossenschaften, haben sich Bürger in
Ortschaften (Gemeinden) zusammengeschlossen, um Defizite in Teilbereichen
auszugleichen oder vermeiden können. Anlass zu solchen Gründungen war jedoch
bisher meist, dass Defizite aktuell auftraten oder nunmehr erkannt wurden. Die
Gründungen folgten einem aktuellen Erkennen bzw. Erfahren von „Problemlagen“.
So sind „Seniorengenossenschaften“, „Dorfläden“, „Bürgerenergie-genossenschaften„
- oder in anderer „Firmierungen“ in Erscheinung getretene „Lösungsmodelle“ - bisher
meist entstanden. Sie alle sind bereits irgendeine Art von „BürgerSelbstorganisation“,
gleich ob als Verein oder Genossenschaft „firmierend“. Wer unter solchen – oder
ähnlichen Begriffen – im Internet recherchiert, wird überrascht sein, wie viele
und wie vielfältig es bereits solche Projekte in Deutschland gibt. …
Der von uns gewählte Begriff „Bürger-Genossenschaft“ ist Teil einer systematischen Gestaltung von
Selbstorganisation auf Wohnort-Ebene. Während es bisher meist erst eines
konkreten „Brennpunktes“ bedurfte, damit sich Bürger selbstorganisieren, wird
nunmehr ein Konzept des „Miteinander von
unten“ vorgeschlagen, das „permanent und vorausschauend“ gestaltet.
Um den Beitrag hier nicht unnötig
auszuweiten, wollen wir es bei einigen Hinweisen belassen:
A. Der demografische Wandel führt zu Abwanderungen in Oberzentren.
BürgerGenos könnten diesen Trend positiv beeinflussen.
B. Digitale
Entwicklungen
lassen es nunmehr, zumindest bei einigen und zunehmend mehr Unternehmen, als gleichgültig
erscheinen, wo der Unternehmensstandort ist. Um solche Unternehmen
anzusprechen, bedarf es nicht erst des „Ausweisens attraktiver und
ausgelagerter Gewerbeflächen“. Der Bereich „Dienstleistungen“
benötigt keine seperaten Flächen, weil er weder „Krach macht, noch sonstig das
Wohnumfeld tangiert. Vorrangig ist dort jedoch das Vorhandensein von
leistungsfähigen Internetverbindungen erforderlich. Aber dessen Einrichtung
geht derzeit zunächst den Weg „erst die Ballungsgebiete, dann der Rest“. Das
wäre mittels dem Einfluss von Bürgergenossenschaften umzukehren …
C. Immer mehr Unternehmen aus den
Ballungsräumen erkennen, dass es eigentlich nicht unbedingt erforderlich ist,
Büros in “Palästen“ teuer zu bezahlen, wenn es auch anders geht. Wenn
Mitarbeiter sich durch Staus – gestresst und mit hohem Zeitverlust – quälen
müssen, erkennen auch diese, dass es anders gehen kann. In der Nähe zum
Arbeitsplatz wohnen, bei guter Qualität und bezahlbaren Miete – darüber denken
inzwischen viele Menschen nach. Gute Anbindungen an Bahn und Straße könnten
jetzt vorrangige Themen werden, um Gemeinden attraktiv zu machen. Es macht
wenig Sinn, immer schneller per Zug oder Flugzeug von Oberzentrum zu
Oberzentrum zu kommen, wenn man dann viel Zeit verliert, bis man den Kunden
oder den Arbeitsplatz erreicht. – Auch hier sind Initiativen von
„Bürgergenossenschaften“ angebracht …
Allein diese wenigen Beispiele
zeigen, in welche Richtungen sich BürgerGenos auch entwickeln können: Sich z.B. auch aktiv um die örtliche
Wirtschaftsentwicklung zu bemühen.
Das muss man nicht selbst können
oder tun, es könnte oftmals schon ausreichen, dazu entsprechende Impulse in
Richtung Parlamente oder Wirtschaftsorganisationen zu geben …
D. Menschen
über 60 oder 65 Jahre fühlen sich heute längst nicht unbedingt als „Rentner“. Sie sind vital, gut ausgebildet mit
viel Lebens- und Berufserfahrung ausgestattet. Es könnte sich lohnen für
Bürgergenossenschaften, diese Menschen systematisch zu identifizieren und
anzusprechen. Daraus könnte dann ein „Fundus“ entstehen, in welche Richtung
sich eine Bürgergenossenschaft mit ihren (eigenen) Angeboten bewegen könnte.
E. Natürlich macht es viel Sinn, eng
mit den örtlichen Vereinen und Unternehmen zusammenzuarbeiten. Daraus entstehen
u.U. sogar neue Tätigkeitsfelder.
F. Die Aufgabenbereiche, die bisher von
Senioren-, Energie- oder anderen „Partial-Genossenschaften“ in der Gemeinde
wahrgenommen wurden, sollten nicht konkurrierend gesehen werden. Man muss auch
nicht verschmelzen, „Kooperationsvereinbarungen“
sind oftmals intelligentere Wege für Selbstorganisation.
G. In einigen „Bürgergenossenschaften“
ist auch eine „Post- oder Paketagentur“ integriert, andere haben ein kleines
Cafe‘, einen Imbiss oder eine Gaststätte integriert, wieder andere betreiben
einen „Dorfladen“.
Unschwer
zu sehen, welch breites Spektrum eine Bürgergenossenschaft alles integrieren
kann. …
Und die Erträge? Weshalb eigentlich nicht auch angemessenen Gewinn erzielen?
Ja, unbedingt, denn das schafft Unabhängigkeit. Eine Bürgergenossenschaft ist
weniger ein „Gemeinnützigkeits-Projekt“, sondern eher ein (kleiner) Wirtschaftsbetrieb. Genau damit könnten
einige Menschen (noch) Probleme haben. Bedenken Sie bitte: Auch in einer
Wirtschaft oder Gesellschaft, die nach kooperativen „Spielregeln“ funktioniert,
wird es eine Art „Leistungsaustausch“
geben. Also warum dies nicht von Anfang an – selbstorganisiert - erproben?
Eine Genossenschaft, die z.B. günstigere Bezugsbedingungen für ihre
Mitglieder bei Lieferanten aushandelt, muss nicht 100% „weiterreichen“, 50%
direkte Ersparnis für das Mitglied (Käufer) sind auch eine gute Quote. …
Worum es besonders geht, ist zu
erkennen, dass „Gruppen“ (und eine
Bürger-Genossenschaft ist eine solche) enorme „Einsparpotenziale“ erzielen können. Und je größer die Gruppe, umso
besser die Vorzüge, nicht nur bei Preisen, sondern vor allem auch beim Service
und natürlich beim leidigen Thema „Reklamationen“.
Das lässt die Frage aufkommen:
Kann eine Bürger-Genossenschaft etwa
den „Verbraucherschutz“ für ihre
Mitglieder besser gewährleisten, wie es der Staat mit seinen Gesetzen je
könnte? JA – durchaus und sogar sehr wirksam! Dafür es gibt es bereits gute
Beispiele. …
Es ließen sich noch mannigfache
Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten darstellen.
Um über die Gründung einer (selbstorganisierten)
Bürgergenossenschaft ernsthaft nachzudenken, dafür sollte das Gesagte – als
Einstieg – ausreichen.
So
geht „Selbstorganisation der Bürger“!
Auch – oder besonders dann - wenn
Politik und Parteien diese Chancen noch nicht erkannt haben oder nicht erkennen
wollen, weil sie meinen, dadurch an Einfluss verlieren könnten. Das kann sein,
muss aber nicht. Wenn Politik und Parteien kooperieren, wäre eine fruchtbare
Arbeitsteilung optimal.
Und wenn sie das nicht täten?
Dann würde das die Menschen auch
nicht davon abhalten, sich selbst zu organisieren.
Umfragen zeigen deutlich: Die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen
in Deutschland mag eine Gesellschaft des „Miteinanders“ statt eine der
„Konkurrenz“.
Und für „Miteinander“ ist „selbstorganisiert“ nicht nur
intelligent, sondern unverzichtbar …
Hinweis: Im Teil 3 und Teil 4 werden wir
Ihnen noch eine „spannende“ Möglichkeit vorstellen, wie man ggf. noch nicht
einmal eine neue Genossenschaft gründen muss und sich auch über das
„Genossenschaftskapital“ keine Gedanken machen muss … dazu haben wir einen
interessanten
Literaturhinweis – nachstehend –beigefügt:
Ein
Taschenbuch mit dem Titel „Unsere
Volksbank soll fusionieren“ (Autor: Georg Scheumann, Verlag UDG eG) kann
direkt über www.igenos.de
oder über www.coopgo.de
bestellt werden. Für potenzielle Planer von Bürgergenossenschaften, sollte es
unbedingt ausgewertet werden.)
(Gern
können Sie „TransCoop“ Ihre Fragen zusenden. Wir werden unsere Antworten –
möglichst zeitnah - entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen
Themenkomplexes veröffentlichen.)