Ein
real-genossenschaftliches Zwischen-Resümee:
Es gibt bereits europäische Staaten, die Genossenschaften einen (kooperativen)
„Nachteilsausgleich“ gewähren, die z.B. Genossenschaften allgemein, oder
zumindest in einer „Startup-Phase“ steuerlich
– oder durch spezielle Förderprogramme - entlasten.
Die
derzeitige Situation der „Raiffeisen-Nachfolger“ ist wirklich nicht einfach. …
Sie beziehen die Mehrheit ihrer
Einnahmen – was viele „Gutgläubige“ nicht wissen - aus Bereichen, die vor extrem
großen Veränderungsdrücken stehen (Banken, Versicherungen, Kunstdünger, etc.),
sondern auch am „Tugend-Image“ der „netten Genossenschaftler“ erheblich
kratzen. …
Ökologische
und andere innovative Gründer
werden sich nicht lange von „Genopreneurship“
blenden lassen, sofern sie mit Genossenschaftsgründung mehr verbinden, wie nur
den persönlichen Vorteil. …
Es wäre also – im Interesse des
gesamten deutschen Genossenschaftwesens gut, wenn die „Raiffeisen-Nachfolger“ sich
– zügig nach den „Jubelfeiern“ mit deren eigenen (kooperativen) Umbau-Lösung“
befassen.
Bei dem bevorstehenden „Konzern-Umbau“ werden (vermutlich
nicht positiven) Nachrichten die Öffentlichkeit aufhorchen lassen, die das
gesamte Genossenschaftswesen erneut schwächen könnten.
Dies gilt besonders, weil die
„Raiffeisen-Nachfolger“, sich gern als „Deutschland-Sprachrohr
für Genossenschaften“ ausgeben.
Wer sich soweit zum „Fenster“
hinauslehnt, sollte sich seiner besonderen Verantwortung wohl bewusst sein.
Denn:
Schon
jetzt schwächelt das deutsche Genossenschaftswesen – im europäischen Vergleich
gesehen – erheblich.
Während in anderen Staaten jährlich
ein erheblicher Zuwachs an neuen Genossenschaften geschieht, sind die Zahlen
für Deutschland geradezu „peinlich“
gering.
Dazu
einige kurze Erläuterungen:
·
Im
Bankenbereich stehen Veränderungen
bevor, die noch als „Verschlusssache“ in den Schreibtischen der obersten
Führungsetagen liegen. So etwas bereitet sicherlich starke Kopfschmerzen. Die
Frage ist erlaubt, ob es in näherer Zukunft überhaupt noch den Beruf „Bankkaufmann“ geben wird, oder ob es
noch Banken der jetzigen Ausformung bedarf?
·
Aber
vom stetigen „weiter so“ lebte bisher z.B. die Akademie Montabaur geradezu „fürstlich“. Interessant ist, dass sich
die Akademie Montabaur (ADG) bereits
beginnt, neu zu orientieren. Unter www.adginnovation.de ist das deutlich zu sehen. Dort
beginnt man, ein „Herz für Startups“
zu finden. Man kreiert das Gründer-Konzept „Genopreneurship“.
Das ist eine „kooperativ getünchte“
Variante von dem, was Prof. Faltin (Berlin) als „Entrepreneurship“ bezeichnet. Was wäre – in dieser Sichtweise –
neu? Nicht viel. Nur, dass jetzt mehrere „Entrepreneure“
den Start gemeinsam beginnen.
·
Das Problem beim „Genopreneurship“? Einen Startup in Genossenschaft lediglich über die „Gründerzahl“ zu
definieren, ist einfach nur „kindisch“ in einer Zeit, in der man beginnt,
darüber nachzudenken, dass „Gründer“ mehr „Folgenbeurteilung“
für ihren Startup übernehmen müssten. Während Faltin verstärkt auf einen „Social Entrepreneurship“ orientiert,
ist zu hoffen, dass „Genoentrepreneure“
sich einer (ganzheitlichen) „Folgenbeurteilung“
bewusst werden, wie sich das z.B. beim Konzept „Entredonneurship“ darstellt (ein Mix von nehmen und geben).
·
Und wenn nicht? Dann haben wir es zwar immer noch
mit einer Genossenschaft zu tun, aber eine, die nur wenig Kraft hat und kaum zum Vorbild diente, für eine
Gesellschaft, die nach mehr Kooperation strebt.
·
Das
Konzept „Genopreneurship“ könnte –
sofern es gesamtgesellschaftliche bzw. gesamtwirtschaftliche (Folgen-)
Reflektionen beinhaltet - durchaus ein zukunftsfähiges Beispiel für einen
kooperativen Wandel der Wirtschaft sein. Dann wären wir an dem Punkt angelangt,
über das hinauszugehen, was Herr Raiffeisen so treffend - aus der Sicht von
damals - niedergeschrieben und angeschoben hat. Heute würde er es vielleicht
moderner als „Geno-2.0“ bezeichnen
wollen …
·
Die ländlichen Räume, also die Gemeinden, haben mit dem
Thema „Landflucht“ zu tun. Die jungen Generationen verlassen „scharenweise“
diese Regionen und drängen in die Oberzentren. Ähnlich der Zeit von Herrn Raiffeisen, als er gegen –
natürlich dramatischere Zustände in den ländlichen Gebieten – das „Konzept
Genossenschaft“ als Lösung anbot, wäre auch heute eine kooperative
Problemlösung – vielleicht sogar eine Art „Bewegung“
nötig, um neuzeitliche Antworten auf Probleme der Dörfer und Gemeinden zu
finden. Statt, wie zu Raiffeisen Zeiten, der „Kredit-Wucher“ zu lösen war, und Kreditvereine (Genossenschaften)
entstanden, könnten die heute notwendigen Antworten „Bürgergenossenschaften“ heißen. Wie aktuell ist doch der Ruf von
Raiffeisen: „Was einer nicht Einzelne
nicht schafft, schafft die Gemeinschaft“. Sicherlich, es gibt bereits
„Bürgergenossenschaften“. Sie sind jedoch oftmals (noch) zu sehr auf die (soziale) „Mangelverwaltung“
orientiert. Warum eigentlich nicht heute – analog der Raiffeisen-Idee - eine Art
„Bürgergenossenschafts-Bewegung“
erzeugen?! Selbsthilfe und
Selbstorganisation kann nicht historisch „konserviert“ werden, sondern ist
ständig weiterzuentwickeln. Wenn das „Raiffeisen-Jahr“ eine solche Botschaft
aussenden würde, hätten die ausgegebenen – wahrscheinlich im Millionen-Bereich
liegenden – Euros sogar durchaus Sinn gemacht. …
Zusammenfassung
Trotz aller Vorbehalte, die nicht
nur vereinzelt erklangen, sollten wir
den Initiatoren dankbar sein, für
ihre Bemühungen.
Sie haben es geschafft, dass das Thema Genossenschaften großartig in die
Öffentlichkeit gekommen ist. Wir möchten deshalb gern alle Kritiker aufrufen, mit
Kritik zurückhaltender zu sein.
Stattdessen sollte sich Jede/Jeder
Person mit „kooperativen Überzeugungen“ bemühen, eine Sichtweise von „jetzt
erst recht“ einzunehmen.
Dabei sollte auch bedacht werden,
dass man es durchaus schaffen kann eine „Kampagne“ in ganz andere Richtungen intelligent „umzulenken“, z.B. in
Richtung von Modernen Genossenschaften. ...
Die „Raiffeisen-Nachfolger“ haben
dazu eigentlich gute Vorarbeit
geleistet. …
Also gut, nehmen wir z.B. an, die „Westerwälder Erklärung“ wäre irgendwie
zu „oberflächlich“ oder gar in die
falsche Richtung weisend.
Was hält Gruppen - mit einer anderen
Sichtweise – eigentlich auf, eine sensibilisierte Öffentlichkeit mit anderen
Sichtweisen zu informieren? Das ist zumindest intelligenter und wertvoller, wie
jede Art von Kritik. …
Schon „sticht“ das Argument (potenzieller
Kritiker) einfach nicht mehr, man habe dafür keine ausreichenden Mittel. …
Dieser Mittel bedarf es eigentlich
auch nicht mehr, denn die Vertreter der
„Westerwälder Erklärung“ haben bereits gute Vorarbeit geleistet.
Sie hatten genug Geld und das haben
sie – auch im Interesse der Kritiker „gut“ ausgegeben. Das wollten die
Initiatoren zwar eigentlich nicht, konnten aber eine „Umwidmung“ auch nicht
vermeiden …
Bei näherem Hinsehen, könnten
„Kritiker“ sogar eine „Schir1mherrschaft
des Bundespräsidenten“ für die Feierlichkeiten der „Raiffeisen-Nachfolger“
entspannt akzeptieren. Der Bundespräsident wird – egal was er sagt – sich nicht
von den „Raiffeisen-Nachfolgern“ einvernehmen lassen können. Er wird es schon
schwer genug damit haben, die Leistungen
der „Raiffeisen-Nachfahren“ zu loben. Wer die bisherigen Äußerungen des
„Schirmherrn“ verfolgt, sieht bereits wie er versucht, den „Spagat“
hinzubekommen, in der aktuellen „Raiffeisen-Nachfolger-Politik“ zu erkennen,
dass dort etwas wirklich Wertvolles oder
gar Neues zu erkennen wäre. Deshalb bleibt ihm eigentlich nichts anderes
übrig, wie – ganz allgemein - das „Genossenschaftswesen“ zu loben. …
Die
Zukunft heißt „kooperativer Wandel“ – ob mit oder ohne „Raiffeisen“.
Man erkennt – sofern man bereit ist
genauer hinzuschauen – klar und deutlich:
·
Die
– selbsternannten - Nachfolger von Herrn Raiffeisen sind nur schwer in der
Lage, die Meinungs-Führung für einen genossenschaftlichen Wandel zu vollziehen.
Sie werden noch eine Weile so tun, als ob sie es könnten. Aber immer mehr wird
deutlich sein, dass ihre innere Situation (der sog. „Konzern-Blick“) es nur - ganz schwer und in viel zu engen Bahnen -
ermöglicht, sich innerlich wirklich – zeitnah und glaubwürdig - zu erneuern.
Das wird in den nächsten Jahren immer deutlicher erkannt werden.
·
Zugleich
vollzieht sich eine – unaufhaltsame, wenn auch erst schwer auszumachende –
Veränderung im „Gesamt-Bewusstsein“ der Menschen. Sie werden bald erkennen, was
wirklich „Miteinander“ ist oder ob nur so getan wird, sozusagen „Miteinander“
als PR-Konzept zu verkaufen. (Das Schließen von Bankfilialen in unzähligen
Dörfern und Gemeinden als „Kooperation“ zu „verkaufen“, kann einfach – beim
einem veränderten Bewusstsein nicht gelingen) …
·
Umfragen
zeigen bereits deutlich: Immer mehr Menschen
lieben „Miteinander“. Schon jetzt sind das – stabil – weit mehr als die
Hälfte der Bürger in unserem Lande. Kaum vorstellbar, dass sie „Miteinander mögen“ und gleichzeitig es
gut finden, dass man die Geldversorgung der Dörfer schwächt, mit noch mehr
Kunstdünger die Trinkwasser-Qualität schwächt oder Gemüse, Obst, Wein,
Feldfrüchte mit ständig steigenden Mengen belegt. Auch in der Viehwirtschaft
wird über erhebliche Veränderungen nachgedacht … Aber das sind genau die
Themen, mit denen die Raiffeisen-Nachfolger (noch) ihre enormen Erträge
erwirtschaften, mit denen sie damit dann „Feiern“, PR-Agenturen, hohe
Verbandskosten und überdurchschnittlich hohe Vorstandsgehälter in den Verbänden
finanzieren. Und das alles reicht dann noch nicht einmal aus, um moderate
Prüfungsgebühren für Genossenschaften zu schaffen …
Deshalb kommt es jetzt darauf an –
möglichst im europäischen Kontext der Genossenschafts-Entwicklungen – (durchaus
auch verbandliche) Alternativen aufzubauen, die strikt Kurs auf „kooperative Modernisierung“ nehmen,
sozusagen den „Genossenschaften-2.0“ in
Theorie und Praxis „Wege frei“ zu
machen . Dazu gehört auch ein deutliches Bekenntnis, dass Genossenschaften der Wegbereiter sind, eine Gesellschaft
des „Miteinanders“ aufzubauen. …
Ob Bewegungen, wie z.B. „CoopGo“,
„WeCom“ oder andere – das Raiffeisen-Jahr nutzen können, neue Impulse für ein „Neues Genossenschafts- und
Kooperationsdenken“, wäre zu wünschen. Zu wünschen wäre aber auch, dass
sich solche oder ähnliche Bewegungen –
trotz vielleicht durchaus unterschiedlicher Ansätze - befähigen,
intensiver zu kooperieren.
Wie wäre es, wenn man damit begänne,
gemeinsam für ein „Genossenschaft-Parlament“
oder/und einen „KooperationsRat“ einzutreten?!
Warum?
Dann können alle Medien, Politiker,
Genossenschaften, Mitglieder – und noch „Unentschlossene“ - selbst erkennen um welch bedeutsame
Weichenstellung es jetzt und warum gehen muss. Es geht um nicht mehr, aber auch
nicht weniger um:
„Wollen
wir jetzt in unserem Lande mehr „Miteinander“ oder weiterhin das bekannte
„Gegeneinander?“
Der Weg dahin wird „steinig“ genug,
aber wir müssen irgendwann „aufwachen“ und „mündig“ werden, genau diese Frage
auf der Tagesordnung zu halten. …
(Gern
können Sie „Coop-Transform“ Ihre Fragen zusenden- info@CoopGo-Transform.de).
Wir werden unsere Antworten – möglichst zeitnah - entweder einzeln oder
innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen. Coop-Transform
unterstützt die kooperative Bewegung
CoopGo – www.CoopGo.de)