„Codex Selbstorganisation“
|
Selbstorganisation
- ein bedeutsamer Mittler zwischen Kooperation und Konkurrenz
|
Thesen
zu einer Neuen Reformation
|
Präambel
|
Selbstorganisation ist eine wesentliche Grundlage, damit
Menschen kooperativ leben, erfahren, wirken und gestalten können.
Selbstorganisation ist sozusagen die „Delegation“ eines Teiles staatlicher
Aufgaben und Souveränität auf Organisationen und Institutionen, die nach
kooperativ-demokratischen Grundsätzen aufgebaut sind und allen teilnehmenden
Menschen gleiche Rechte zur Mitgestaltung und Förderung ihrer jeweils
satzungsmäßig festgelegten Interessen und Rechte gewähren und keine besonderen
Rechte aufgrund von Beteiligungskapital vorsehen. Staatliches Handeln legt
lediglich einen Rahmen fest, innerhalb derer die Organisationen und
Institutionen in Selbstverantwortung frei tätig sein können
(Selbstorganisations-Gesetz). Das Grundprinzip lautet: Selbstverantwortung
und Selbstregulation sind nur dann einschränkbar, wenn Verstöße gegen Grundrechte,
oder wichtige Staatszielbestimmungen vorliegen. Einschränkungen müssen –
allgemein oder im Einzelfall –unter Nennung der Handlungen und Auswirkungen
für die Allgemeinheit, begründet werden.
|
1.
|
Das Prinzip Konkurrenz durchwirkt und gestaltet einen
wesentlichen Teil unseres wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens.
|
2.
|
Konkurrenz baut auf dem Gedanken von mehr Gegeneinander und
Kooperation auf dem Gedanken von mehr Miteinander auf.
|
3.
|
Konkurrenz zwischen Unternehmen, Organisationen und Menschen
hat wichtige Impulse für dynamische und nutzvolle Entwicklungen für
Wirtschaft und Gesellschaft ausgelöst.
|
4.
|
Konkurrenz zeigt jedoch mit zunehmender Dauer und Intensität,
dass ein Prinzip von „Gegeneinander“, ab einem bestimmten Punkt beginnt, mehr
Nachteile als Vorteile zu erzeugen.
|
5.
|
Das lässt die Einsicht reifen, dass Konkurrenz kein dauerhaft
angemessenes System sein kann, um den wahren Interessen der Menschen
langfristig zu entsprechen.
|
6.
|
Kooperation – das Miteinander der Menschen in Wirtschaft und
Gesellschaft – wäre die konsequente Alternative, vor allem deshalb, weil
dieses Prinzip konform geht mit Evolution und Natur und unsere Körper – für
jeden Menschen nachvollziehbar – sehr effizient und effektiv nach diesem
Prinzip arbeiten.
|
7.
|
Mit zunehmendem Erkennen der sich stetig deutlicher zeigenden
Schwächen des Konkurrenz-Prinzips, werden immer mehr Menschen zu dem
Konkurrenz-Prinzip in aktive oder passive Distanz gehen.
|
8.
|
Das schwächt – bewusst oder unbewusst – die Stabilität und die
Leistungsfähigkeit von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft wird längerfristig
zu unkalkulierbaren und unerwünschten Reaktionen führen.
|
9.
|
Wirtschaft und Gesellschaft in eine Situation von
„Entweder-Oder“ zu bringen, liegt weder im Interesse der Menschen, noch dem
Interesse der Entscheidungsträger unseres Landes.
|
10.
|
Deshalb ist es intelligenter und ökonomischer, rechtzeitig und
einvernehmlich über
„Sowohl-als-auch-Wege“ nachzudenken und dafür geeignete Wege konsequent
politisch vorzubereiten, zu erproben und zu befördern.
|
11.
|
Vorteilhaft ist zweifellos, dass bereits ein seit vielen
Jahrzehnten vorhandenes und erfolgreich erprobtes Modell existiert: Die Selbstorganisation
in Wirtschaft und Gesellschaft.
|
12.
|
Die Zeit ist gekommen, jetzt den Menschen im Lande glaubwürdig
zu zeigen, dass „Konkurrenz“ und „Kooperation“ keine Gegensätze sein müssen,
sondern Optionen. Menschen können dann selbst wählen, welche Form der
Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft sie ihre „Stimme“ geben wollen.
|
13.
|
Um von einer wahren „Option“ sprechen zu können, muss vor
allem sichergestellt sein, dass der politische Wille deutlich hervortritt, Selbstorganisation
in Wirtschaft und Gesellschaft in den
Stand zu versetzen, diese „Options-Funktion“ auch praktisch ausfüllen zu
können.
|
14.
|
Zunächst bedarf es einer grundlegenden Bestandsaufnahme und
Überprüfung, welche Voraussetzungen politisch notwendig, sinnvoll und
zweckmäßig sind, damit Selbstorganisation das in sie gesetzte Vertrauen
einlösen kann, damit Menschen sie als wahre Option zwischen Konkurrenz und
Kooperation erkennen, akzeptieren und nutzen können.
|
15.
|
Der derzeitige Bereich Selbstorganisation lässt sich in
Deutschland – grob – wie folgt
umschreiben:
a. Mehr als 21 Mio.
Menschen sind Mitglieder in Genossenschaften
b. Weit mehr als 50
Mio. Menschen sind Mitglieder in über 600.000 Vereinen.
c. Über 23.000
Stiftungen wachsen stetig an Anzahl und Bedeutung.
d.
Fast 60 Mio. Menschen sind in Kirchen oder Religionsgemeinschaften
organisiert.
|
16.
|
Selbstorganisation liegt vor, wenn Struktur und Funktion einer
Organisation mindestens folgende Merkmale umfasst:
·
Die Organisation basiert nicht auf individuellen Kapital- und
Eigentumsrechten und daraus resultierenden besonderen Einflüssen von
Einzelnen oder Gruppen.
·
Die Organisation ist demokratisch strukturiert, d.h. ihre Funktionsträger werden von allen
Mitgliedern oder von diesen gewählten Vertretern (Kontrollorgane, Vertreter,
etc.) gewählt, abgewählt und kontrolliert.
·
Alle Mitglieder können, unabhängig von Höhe und Art ihrer
Beteiligung – direkt oder indirekt– an der Willensbildung teilnehmen.
|
17.
|
Als Einrichtungen der Selbstorganisation können – sofern sie
die Voraussetzungen nach Ziff. 16 erfüllen - vor allem folgende
Organisationsformen gelten:
·
Vereine
·
Genossenschaften
·
Bürgerinitiativen
·
Zahlreiche Stiftungen
·
Selbstverwaltungseinrichtungen der Wirtschaft
·
Parteiorganisationen
·
Organisationen von Kirchen und Religionsgemeinschaften
|
18.
|
Bei der Bedeutung des Weges zu mehr Selbstorganisation ist es
angemessen, hierfür – auf Bundes- und Länderebenen - Ministerien für „Selbstorganisation“
(MfSO) einzurichten. Hier werden alle Fragen und Themen, die Bereiche der
Selbstorganisation betreffen, politisch koordiniert, initiiert und geklärt.
Eine solche Forderung ist mehr als angemessen, wenn man die Bedeutung dieses
Sektors als Mittler zwischen Kooperation und Konkurrenz erkennt.
|
19.
|
Zugleich werden bei der Bundesregierung und allen
Länderregierungen „Beiräte für Selbstorganisation“ (BeiräteSO) eingerichtet,
in denen – drittelparitätisch vertreten sind:
a. Vertreter der
politischen Parteien.
b. Verbände, die
Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Selbstorganisation vertreten.
c. Organisationen, die unmittelbar Mitgliederinteressen von Organisationen der
Selbstorganisation repräsentieren.
|
20.
|
Solche Beiräte haben insbesondere folgende Aufgaben:
·
Erstellung eines „Jahresberichtes zur politischen Entwicklung
des Selbstorganisationssektors im Lande“,
·
Vorschlags- und Anhörungsrechte zu gesetzliche Initiativen,
·
Übernahme der Funktion eines besonderen Petitionsgremiums für Menschen
in und Organisationen der Selbstorganisationsbereiche.
|
21.
|
Um die Attraktivität der Sektoren der Selbstorganisation
zeitnah wirksam zu steigern, werden – bereichsbezogen - steuerliche- und/oder
förderwirtschaftlicher Anreize geschaffen. Vorbild dafür könnte z.B. das „EEG/KWG“
sein. Analog der „Energiewende“ geht es diesmal und eine „Wende“ in
Wirtschaft und Gesellschaft, die politisch notwendig ist und bereits jetzt
eine auf breite Zustimmung von immer mehr Menschen stößt.
|
Moderne Selbstorganisation
heißt – verkürzt - gesagt:
|
„Jetzt können Menschen selbst wählen:
Mehr Konkurrenz oder mehr Kooperation“
|
Stand: 31.05.2017
Hinweis: „ReformationsRat“ ist eine Bewegung von Menschen für
Menschen. Sie alle eint die Einsicht und das Gefühl, dass die wirklich
bedeutsamen Themen in unserem Land entweder bewusst ausgeklammert, verdrängt
oder nur sehr oberflächlich behandelt werden. Bedeutsam sind vor allem
Themen, die mit dem Sinn oder der Qualität des Lebens, sowie einer
hoffnungsvollen und freudvollen
Perspektive für alle Menschen aller Generationen zu tun haben. Gern
wird von „Wir“ gesprochen, wird aber selten so gemeint. Die Reformation hat
vor 500 Jahren bedeutsame Veränderungen angebahnt, die sich bewährt haben.
Jetzt scheint die Zeit gekommen, erneut über bedeutsame Veränderungen oder Reformationen
gemeinsam nachzudenken und gemeinsam solche auf den Weg zu bringen. Uns eint
die Erkenntnis, dass alle Menschen das Volk sind, für das und durch das alles
Bedeutsame zu entscheiden ist.
|