Der
Trend zu mehr Kooperation benötigt auch mehr Qualifikationen
In
allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft, sogar im Sport wird über mehr
Kooperation nachgedacht. Unverkennbar werden dafür entsprechende
Qualifikationen, besonders in Führungsfunktionen dringend benötigt. Die bisher
recht eindeutige und ausschließliche Orientierung in Richtung
„Konkurrenzwirtschaft“ soll deshalb durch eine hochwertige Option „Kooperationswirtschaft“ ergänzt
werden, um Chancengleichheit und echte
Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Der Genossenschaftssektor ist dafür nur ein
Beispiel, aber dessen Bedarf an Managern mit entsprechenden Kooperations-Kompetenzen
ist unverkennbar. Das gilt besonders auch für den Führungsnachwuchs.
Anlässlich
des Fachsymposiums „Mittelstand trifft Genosenschaft“ des Deutsch-Europäischen
Genossenschafts- und Prüfungsverbandes (DEGP) in Jena, standen besonders Fragen
der Kompetenz und Qualifikation im Mittelpunkt.
Zu
Beginn der Veranstaltung fasst Gerd K. Schaumann (Vorstand DEGP) das Ziel
zusammen:
1.
Wir erkennen deutlich, dass sich immer mehr Menschen für kooperative Strukturen
interessieren, weil diese den Prinzipien von Natur und ihrem Körper sehr nahe
kommen. Beide zeigen uns täglich, wie effizient und effektiv Kooperation wirkt,
wenn wir bewusst genug mit diesem „SmartCoop“ umgehen.
2.
Wenn man Menschen befragt, was sie besonders an Kooperation interessiert,
werden meist Werte wie Vertrauen,
Transparenz, Information und Verlässlichkeit genannt. Fragt man sie zu
entsprechenden Werten bezüglich von Konkurrenz, fallen meist Begriffe wie
Gegeneinander, Ausspielen, Verdrängung, und fehlende wirkliche Informationen.
Auch wenn wir wissen, dass eine Befragung von 200 Menschen nicht repräsentativ
ist, so kann man doch eine Tendenz mit „kooperativen
Sympathie“ erkennen.
3.
Wir sind als Genossenschaftsverband selbstkritisch genug, um zu wissen, dass
auch
Genossenschaften - bezüglich wichtiger Kooperationselemente - noch nicht ihr
Potenzial ausgeschöpft haben. Aber die Struktur Genossenschaft bietet
erleichterte Voraussetzungen, diese weiter auszubauen. Andere Rechtsformen tun
sich dabei sicherlich schwerer. …
4.
Wir wollen keinen Mittelständler von einem Umstieg z.B. seiner GmbH in eine
Genossenschaft überzeugen. Was wir zunächst jedoch wollen, ist Vorurteile
wechselseitig abzubauen und man beginnt sich von einer „Entweder-Oder“-
Position weg und eher zu einer „Sowohl als Auch“- Perspektive hinzubewegen.
5.
Das Thema Kooperation ist kein Thema, was allein für Genossenschaften von
Bedeutung ist. Kooperation als Konzept oder System verstehen zu lernen, dazu
soll das Fachsymposium Verständnis und Verständigung bringen.
In
diversen – rechtsformübergreifenden – Fachgruppen wurden vor allem Themen der
Personalqualifikation diskutiert. Überraschend einig waren sich alle
Fachgruppen in der Forderung, dass es erheblich an kooperativer Kompetenz und
Qualifikation mangelt. Vor allem der Hochschulbereich wurde dazu diskutiert,
denn dort gibt es bisher keine Studiengänge oder wenigsten Studienfächer, in
denen systematisch zum Thema Kooperation geforscht oder qualifiziert wird.
Gleichermaßen problematisch sehe es im gesamten Weiterbildungssektor aus. Auch
die Bundesagentur für Arbeit sei auf dieses Thema nicht eingestellt. Ein
Teilnehmer brachte es auf den Punkt: Fragen sie mal einen „Headhunter“, ob er
oder sie im Vermittlungs-Portfolio eine Führungskraft anzubieten habe, die
besondere Kenntnisse oder Erfahrungen mit Kooperationssystemen haben. Sie
werden dort nur „Fehlanzeige“ hören.
Anlass
zur Resignation?
Mitnichten,
die Teilnehmer zeigten echte „Mittelstands-Qualitäten“ (wie ein anderer
Teilnehmer bemerkte) und gingen dazu über, sich nicht lange damit aufzuhalten,
was „fehlt“, sondern sich dem zuzuwenden, was jetzt nötig ist, um mehr
Kooperations-Sachverstand in die Unternehmen zu bringen.
Lothar
Kühne (Vorsitzender des DEGP-Verbandsrates) übernahm die Aufgabe, die
verschieden Lösungsvorschläge zu strukturieren. Sein „charmanter“ Hinweis: „Wir
sind zwar nicht der Gesetzgeber, aber wir kennen davon einige“, deutete die
Richtung an, zu der letztlich auch die Teilnehmer – fast – einstimmig votierten:
Der
DEGB wurde aufgefordert, im direkten Kontakt zu Ministerien und
Wirtschaftspolitikern aller Fraktionen des Bundestages, mit entsprechend
positiver „Lobby-Arbeit“ zeitnah zu beginnen.
Ergänzend
dazu konkretisierte Gerd K. Schaumann mit folgenden Hinweisen:
A.
Der DEGP ist sich mit dem MMW Bundesverband der Cooperationswirtschaft e.V.
einig, dass nunmehr auch Universitäten und Hochschulen gefordert sind,
Studiengänge mit kooperationswissenschaftlichen Grundlagen zu entwickeln.
B.
Deshalb ist es wichtig, die Initiative auch zugleich der
Kultusministerkonferenz (KMK) zuzuleiten.
C.
Wir sprechen bewusst davon, das Thema Kooperationswissenschaften nicht nur in
wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge zu integrieren, sondern in möglichst
alle Studiengänge und verstärkt auch dazu die Ergebnisse zu publizieren.
C.
Wenn die Menschen in unserem Land bisher sich eher mit einer „konkurrierend“
aufgestellten Wirtschaft und Gesellschaft auseinandergesetzt haben, bedarf es
nunmehr einer wirksamen kooperativen OPTION. Wir sprechen bewusst nicht von
einer Alternative, sondern einer Option, um damit deutlich zu machen, dass
jeder Bürger, jede Bürgerin, sich frei entscheiden und frei wählen soll,
welcher Richtung man mehr Vertrauen schenken will.
Das
Votum des Fachsymposiums wurde entsprechend erweitert und der DEGP gebeten,
weitere Veranstaltungen zu organisieren. Das nächste Symposium wird den Namen „Mittelstand
– Plus Coop oder Geno?“ haben, als Veranstaltungsort ist Hildesheim vorgesehen.
Link
zur Presseveröffentlichung:
http://www.newsmax.de/degp-fordert-studiengnge-fr-kooperationswissenschaft-pressemitteilung21574.html