Die Menschen mögen GENO-Werte wie Vertrauen,
Selbstverantwortung und TeamGeist
Früher
musste man sich dafür rechtfertigen, wenn man die Rechtsform einer
GENOSSENSCHFT wählte, heute ist es beinahe umgekehrt. Da deutet sich so etwas
wie eine Phönix-Eigenschaft bei Genossenschaften an. Es gibt viele Gründe für
diesen – beinahe dramatischen – Wandel, und er betrifft längst nicht mehr nur
den Energiebereich. Woran liegt es, dass selbst Rechtsanwälte beginnen sich in
Sachen GENO fit zu machen und Unternehmensberater als Teilnehmer bei Seminaren
von Genossenschaftsverbänden zu sehen sind, während sie früher dort nur als
Referenten denkbar waren.
Es ist nicht
nur der Wandel als solcher, sondern die Kürze des Zeitraums, in dem der Wandel
stattfand und sich weiter dynamisch fortsetzt, was neugierig macht. Noch hat
die Wissenschaft diese Entwicklung nicht tiefer untersucht. Grund genug, dazu
sich im Rahmen einem eigenen Fach-Hearing mit diesem Phänomen näher zu
befassen.
Im
Eingangsreferat skizzierte Gerd K. Schaumann (MMW Vorstand) die Entwicklung aus
der Sicht der MMW-Verbände, die sich gern als „Moderne Traditionalisten“ bezeichnen, unabhängig, flexibel und
offen für neue Entwicklungen, orientiert an dem jeweils Besten, was es in
Europa in Sachen „Innovatives Kooperations- und Genossenschaftswesen“ gibt.
Die Politik
des VerbändeNetzwerkes steht seit Jahren für ein Genossenschaftswesen, das sich
nicht nur über die Struktur definiert, sondern insbesondere über die Inhalte,
Ziele und der nachhaltigen Orientierung am ERFOLG.
In einer
Schrift zum UN-Jahr der Genossenschaften von MMW wird der „besondere Weg“
einerseits und die „Phönix-Eigenschaft“ der GENO im Besonderen wie folgt
skizziert:
Seit Jahren
pflegen wir – als die UNABHÄNGIGEN
des deutschen Genossenschaftswesens - den Gedanken der Co-operative
(Genossenschaft) mit zwei weiteren Gedanken zu verbinden:
- Der Gedanke des „naturgemäßen“ Wirtschaftens, was meint,
dass nichts effizienter wirkt als das, was die Natur widerspiegelt. Sie
wirkt kooperativ, „arbeitet“ ohne Reibungsverluste und verbraucht dabei
wenig Energie
- Der Gedanke, dass Kooperation nicht nur
Organisationsvorteile beinhaltet, wie z.B. Arbeit, Einkommen und
Sicherheit, sondern auch eines „emotionalen Faktors“ bedarf, der sich z.B.
mit persönlicher Entwicklung, Selbstverantwortung und Arbeitsfreude
verbindet.
Dafür haben
wir ein Netzwerk von Verbänden, Partnern und Beratern gebildet, die sich unter
dem „Dach“ von MMW (MENSCHEN
MACHEN WIRTSCHAFT) vereinigen. Bewusst haben wir seit Jahren den Ansatz
gewählt, dass zuerst der MENSCH kommt, danach erst die passende Organisationsform,
die beinahe zwangsläufig dann Genossenschaft (co-operative) heißt.
Den MENSCHEN
zum absoluten Ausgangspunkt aller Ideen und Konzepte zu machen, hat sich
bewährt und erlebt seit Jahren einen stetigen Zuspruch. Das soll nicht heißen,
dass wir auf die „Form“ der GENO weniger Wert legen. Ganz im Gegenteil, wir
halten sie als für MENSCHEN, die in Wirtschaft, Kultur und Sozialem
gemeinschaftlich dauerhaft gewerblich orientiert wirken wollen, als für die bei
weitem vernünftigste Lösung.
Dennoch
bleiben wir dabei dass, wo immer es geht, Rechtsform und Organisationsform sich
an die Idee, das Lebendige anzupassen haben, und nicht umgekehrt.
Wir sind in
unserem VerbändeNetzwerk Menschen machen Wirtschaft e.V. der Frage
nachgegangen, ob und wie sehr die Gesetzesnovelle von 2006 – zugleich
Harmonisierung des EU-Rechts – ursächlich sein könnte, für den seit 2 bis 3
Jahren in Deutschland deutlich spürbaren, erfreulich dynamischen Trend in
Richtung Genossenschaftsgründungen.
Wir sind
zurückhaltend mit einer eindeutigen Bejahung, das (nur) auf die Novelle 2006 zu
beziehen, denn die Ursachen für diesen „Gründungs-Boom“ sind wesentlich
vielschichtiger. Elemente wie: Vertrauen, Einfluss der Mitglieder,
Kontrolle, regionale Bezüge, Selbstverantwortung, TeamGeist, usw. – dürften
eher ausschlaggebend sein, für diesen Trend. Natürlich wollen wir nicht
verkennen, dass die Novelle 2006 diese Entwicklung begünstigt hat, besondere
Ursache war sie wahrscheinlich nicht.
Inzwischen
nutzen gänzlich neue gesellschaftliche Gruppen systematisch die Vorteile einer
Genossenschaft, vor allem auch „imagebezogen“.
Anders als bei einer Kapitalgesellschaft, lebt die Genossenschaft heute von
Gestaltungsmöglichkeiten sehr gut, die eher als „Sozialregeln“ zu bezeichnen
wären, was ihr früher das Stigma „unflexibel“ einbrachte. Nehmen wir z.B. das
Element „Kontrolle“ durch einen Aufsichtsrat, dann wurde dies noch vor einigen
Jahren als hinderlich eingestuft, während man heute genau damit so etwas wie
eine wirtschaftliche „Vertrauenslücke“ schließt.
MENSCHEN
vergleichen und bewerten gern. Wenn Sicherheit
ein wichtiger Faktor der öffentlichen Meinung wird, hat das zweifellos Folgen
für die Wahl der geeigneten Rechtsform. Und genau dieser „Werte-Wandel“ lässt die Genossenschaft für immer mehr Gruppen und
Menschen als attraktiv erscheinen.
Der
Energiebereich ist herausgehobenes Beispiel hierfür. Der Zulauf in
Energiegenossenschaften ist ungebrochen stark, und dynamisch wachsend. Kein
Wunder, wenn sich das Wertebewusstsein verändert, sucht dieses auch die dazu
passende Realisationsform. Die Genossenschaft entspricht in wesentlichen
Punkten den aktuellen Wertvorstellungen von immer mehr Menschen; beinahe
„zwangsläufig“ hat das Orientierungsfolgen: Überdurchschnittlich viele
Genossenschaften bilden sich gerade deswegen und dieser Trend wird sich
fortsetzen, weil das Wertegefüge sich entsprechend weiter in diese Richtung zu
verändern scheint..
Aber es ist
nicht nur die Zunahme der Menge von Genossenschaften, die erfreut, sondern auch
das Hinzukommen von immer neuen Bereichen gleichermaßen verteilt in den
Sektoren Wirtschaft, Soziales und Kultur.
Erfreulich,
dass z.B. Berufsgruppen, wie Ärzte, Apotheker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
sich für den Genossenschaftsgedanken inzwischen geöffnet haben. Eine
entsprechende Erweiterung erfahren wir auch in dem, „wofür“ das Genossenschaftsmodell alles genutzt wird (z.B. Schulen,
Frei- und Hallenbäder, Entwicklung neuer medizinischer Therapieverfahren …) Das
Genossenschaftswesen ist – kurz und knapp – „bunter bzw. buntgemischter“ geworden.
Wir können
die genossenschaftliche EU-Harmonisierung von 2006 in Deutschland nur begrüßen.
Natürlich können wir uns auch gut vorstellen, den Reformwillen fortzuführen.
Besonders wichtig wäre es, dieses Mal auch in Richtung Wirtschaftsförderung und
Steuerrecht zu schauen. Diese Blickrichtung ist keinesfalls orientiert an einer
gewissen Privilegierung des genossenschaftlichen Sektors, sondern geht eher ein
Richtung „Anreiz für mehr Selbstverantwortung“ zur Schaffung von mehr
bürgerschaftlich orientiertem Engagement oder die Vermögensbildung aus ihrer
Schieflage zu befreien.
„Wir lieben gute Energien“ – das ist
das Motto unserer EnergieGenossenschaften. Dieses Motto wollen wir demnächst –
entsprechend modifiziert - auf unseren gesamten Genossenschaftsbereich
übertragen. Vielleicht könnte es dort lauten: „Wir lieben alles, was die Natur so vorbildlich erfolgreich macht –
besonders die Kooperation“.