Das
VerbändeNetzwerk Menschen Machen Wirtschaft (MMW) und der Deutsche GenoCoopBund,
der Dachverbände der Unabhängigen Genossenschaftsverbände hatten gemeinsam
eingeladen, um über Wege zu einem „Modernen Deutschen Genossenschaftswesen“ zu
beraten. „Macht Sinn – für kluge Köpfe – Moderne Genossenschaften“ soll nicht
nur der tragende Slogan der UNABHÄNGIGEN sein, mit dem sie sich 2012
präsentieren, sondern ist auch die Überschrift der Berliner Deklaration
„Top-in-Coop“, das Zukunftsprogramm der UNABHÄNGIGEN Genossenschaftsverbände, mit
der Perspektive 2020.
Es sollte
keine der üblichen Fachkonferenz werden, die sich im Kontext der
Alltagsthematik
bewegen,
sondern es sollte eine Konferenz der PERSPEKIVE werden, wie Gerd K. Schaumann
(Präsidium von MMW) in seinem Eröffnungsbeitrag die große Schar der
Interessenten aus Verbänden, Politik, Wissenschaft und Management begrüßte. Und
die Inhalte des Programms ließen daran auch keinen Zweifel aufkommen, es ging
um so etwas, was gemeinhin als Zukunftsorientierung bezeichnet wird.
In der
gemeinsamen Erklärung zur Programmkonferenz war das so zusammengefasst:
„Menschen,
wie Raiffeisen und Schulze-Delitzsch haben zu ihrer Zeit den Gedanken der
Selbsthilfe in Form der Genossenschaft popularisiert und dienten in vielen
Ländern als Vorbilder für vorbildliche Entwicklungen. Sie lösten so etwas wie
einen Aufbruch aus, gaben neue Orientierungen und überwanden mit der Kraft der
Beharrlichkeit und Gemeinschaft viele politische Blockaden. Sie schufen Fakten,
obgleich die Rechtslage alles andere als förderlich für sie war.
Über die
Jahrzehnte hinweg hat sich dieses Konzept bewährt, aber nur unwesentlich
verändert. Daran ändern auch rudimentäre Rechtskorrekturen, wie der von 2006
prinzipiell wenig. In die heutige Zeit gestellt, würden beide Repräsentanten
vermutlich erstaunt sein, wie wenig originell oder modern ihr Gedankengut weiterentwickelt
wurde, gemessen an dem, was es sein könnte und sein sollte.
Deutschland,
einst Ideengeber und „Entwicklungshelfer“ in Sachen Genossenschaft und
Kooperation, ist heute eher auf die Ideen und Hilfen anderer Länder verwiesen.
Spanien, Italien, Frankreich, um nur einige zu nennen, haben uns längst
überholt. Auch die Novelle 2006 kann nicht aus eigener Kraft zustande, sondern
musste wegen der EU-Konformität vollzogen werden. Der Weg Deutschlands im
Genossenschaftswesen ist der Weg der „Rechtfertigung“, der Suche nach
Anerkennung der Rechtsform nicht der der Faszination in der Sache /KOOPERATION“
selbst. Es ist weniger das Denken vom Menschen aus, der für die Realisierung
seiner Ideen in der Genossenschaft die geeignetere Form findet. Es scheint,
dass Genossenschaften in Deutschland genau umgekehrt funktionieren. Wen wundert
es da, dass erst der Petitionsausschuss des Bundestages benötigt wird, um zum
genossenschaftlichen Denken anzuregen, die Verbände des Genossenschaftswesens
gar ermahnen musste.
Wir UNABHÄNGIGEN
wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen, aber wir lehnen es ab, für so
etwas wie einen „Stillstand in Sachen Geno-Innovation“ am „Pranger“ zu stehen.
Die UNABHÄNGIGEN
der Genossenschaftsverbände erwarten nunmehr, zur Kenntnis zu nehmen, dass das
deutsche Genossenschaftswesen sich auf die Verbände des DGRV und GdW reduzieren
lässt. Diese seit Jahrzehnten praktizierte Gepflogenheit, muss spätestens mit
der Stellungnahme des Petionsausschusses des BT sein Ende finden.
Der
Petitionsausschuss hat sich mit etwas befasst, was eigentlich die originäre
Aufgabe der Genossenschaftsverbände sein sollte, das Genossenschaftswesen zu
fördern!
Sind nun die
Gesetze „schuld“, wenn das deutsche Genossenschaftswesen – im Vergleich zum
EU-Ausland so „dahindümpelt“? Wir meinen nein. Schon heute haben die
Prüfungsverbände genügend Spielraum, um das Gründungsvorhaben schnell, einfach,
preiswert und zugleich auch professionell und wertvoll zu unterstützen.
Die
UNABHÄNGIGEN wollen dafür gerade im UNO-Jahr der Genossenschaften Zeichen
setzen.
Dazu gehört
auch, öffentlich über Gründungs-Barrieren zu berichten und Gründungs-Barrieren innerhalb
ihrer Strukturen gezielt abzubauen.
Unter info@menschen-machen-wirtschaft.de
können Gründer über Gründungs-Barrieren berichten und sich über
Genossenschaftsverbände und Prüfungsverbände informieren, die sich der
Initiative „Barrierefreie Genossenschaftsgründung“ angeschlossen haben.
Im
Schlusswort zitierte Gerd K. Schaumann die Worte eines Konferenzteilnehmers,
der dies so formulierte: Es müssen schon triftige Gründe vorliegen, weshalb man
die Gründer einer GmbH, UG oder AG anders behandelt als die einer eG. Diese
Gründe mag es von Fall zu Fall geben, aber nicht als Schema, und nicht
generell. Sinnvoller und einleuchtender wäre es z.B. den Gründungsprozess
beratend zu befördern und dafür analog Beratungskostenförderung einbeziehen und
am Ende der Startphase – vielleicht nach 6 Monaten – Stellung seitens des zuständigen
Prüfungsverbandes zu nehmen, ob das Vorhaben in der gedachten Form sinnvoll war
oder Korrekturen angebracht wären ...